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Physikum - Wie, Was und überhaupt?!

  • Autorenbild: LebenLiebenMedizin
    LebenLiebenMedizin
  • 1. Nov. 2018
  • 8 Min. Lesezeit

Das Physikum. Die erste große Hürde im Medizinstudium. Danach fühlt man sich richtig angekommen. Hat das Gefühl tatsächlich irgendwann mal Arzt zu werden.

Aber wie läuft so ein Physikum ab? Was soll ich lernen? Wie ist die mündliche Prüfung und was ziehe ich dazu an?


Physikum - durchaus ein Anlass sich ein wenig heraus zu putzen. Lernen ist das A und O, aber auch das richtige Auftreten und der erste Eindruck sind nicht zu vernachlässigen.

Jeder Medizinstudent ist gespannt auf das Physikum und sieht sich im 4. Semester kurz vor dem Physikum in einem Gefühlscocktail. Vorfreude, Spannung, hohe Erwartungen an sich selbst, Angst, Unsicherheit,... Es gibt wohl niemanden, der das Physikum 100% gelassen nimmt. Wieso denn auch?! Es ist eine große Sache und es ist der erste große Meilenstein eurer Laufbahn. Nehmt ihn als das was er ist. Eine Herausforderung. Absolut machbar, aber eine Herausforderung.


Beginnen wir mit der allgemeinen Vorbereitung. Kurz und knapp: Fangt rechtzeitig an. Es ist eine riesengroße Menge an Stoff, den ihr lernen müsst. Manches einfacher, manches schwieriger. Aber allein die Masse an Input ist schon beträchtlich. Also nehmt euch rechtzeitig vor anzufangen. Klar, es bringt nichts direkt zu Semesterbeginn anzufangen fürs Physikum zu lernen. Jetzt mal ehrlich, so lange kann sich doch niemand diese detaillierten Informationen merken. Außerdem steht das Bestehen aktueller Prüfungen an erster Stelle. Ohne diese werdet ihr eh nicht zugelassen. Ich denke (je nach Lerntyp, -tempo, etc ) es wäre sinnvoll vielleicht 3-4 Monate vorher anzufangen. Damit kann man sich parallel zum Semester die ersten Dinge aneignen, bzw auffrischen und geht immer mehr in die Tiefe. Konzentriert euch auf alle Fächer. Es bringt nichts in nur einem gut zu sein. Ein passabler Lernstand sollte in allen Fächern erreicht werden und auch die kleinen Fächer sind wiiiiiiirklich wichtig. Diese kleinen Punkte retten euch am Ende den A****, wenn es kurz auf knapp kommt. Leider neigt man auch dazu sich auf die Fächer zu konzentrieren, in denen man gut ist, die einen am meisten interessieren. Ist in Ordnung, aber vergesst den Rest nicht und wie im Medilearn Kurs gesagt wurde: Es ist einfacher von 30% Wissensstand auf 60% zu kommen, als von 96% auf 98%. Und dieser Satz ist so so wahr.

Um an diesem Punkt eine kleine Brücke zu meinen vorigen Artikeln zu schlagen: Vergesst nicht Pausen, Hobbies, Freunde und Familie mit einzuplanen. Ein/e gute/r Freund/in, Geschwister, Eltern, Großeltern oder der/die Freund/in sind Gold wert und ihr werdet sie brauchen, um euch Kraft und Glauben an euch selbst zurück zu geben, wenn ihr ihn gerade nicht mehr habt. Und ohne jemandem Angst machen zu wollen: Ihr kommt an den Punkt, versprochen. Das Geheimnis ist es zu akzeptieren und damit umzugehen. Ihr habt eine lange und harte Zeit vor euch. Teilt euch eure Kräfte und vor allem Nerven ein! Die Personen, die wegen des Lernstresses komplett durchdrehen und euch nicht gut tun werden ein bisschen auf Abstand gehalten. Das ist absolut legitim, aber seid so lieb es den Menschen mitzuteilen, dass ihr in der Lernzeit weniger Kontakt halten werdet. Dafür hat jeder Verständnis und anders wärs einfach unhöflich.


Teil 1: Schriftliches Physikum.

Was lerne ich?

Nun bin ich bestimmt nicht die beste Studentin, aber es geht auch schlechter. Ich gebe zu, dass ich aus Zeitmangel hauptsächlich mit Endspurt und Examenonline (Unizugang ist kostenlos!) gelernt habe. Und das ist ausreichend. Ausreichend, nicht brilliant. Wer sehr große Erwartungen in sich selbst setzt sollte dann doch etwas mehr ins Detail gehen. Man kann das Physikum aber mit den Endspurtheften definitiv bestehen. Ob Medilearn genau so gut ist kann ich leider nicht sagen, da ich sie nicht kenne. Mich haben einfach die Thieme Hefte mehr angesprochen. Wie auch immer ihr lernt: Das schriftliche Physikum ist detailreich, oder wie eine Freundin so schön sagte "Korinthenkackerei". Wer also einige Altfragen und dadurch auch die bevorzugten Themen und Inhalte kennt ist also klar im Vorteil.

Hier ein Beispiel: Da ich leider noch immer am liebsten zusammenfasse (ja, das habe ich wirklich getan) habe ich mehr oder weniger alle Endspurthefte zusammengefasst. Dafür gab es eine handgeschriebene Liste mit allen Lernpaketen, anhand derer ich mir Deadlines zum zusammenfassen (ging ziemlich daneben, weils viel mehr war als erwartet) gesetzt habe und abgehakt habe, was schon zusammengefasst ist. Diese Zusammenfassungen habe ich dann aufmerksam gelesen und habe zu den jeweiligen Fächern auf Examenonline Fragen gekreuzt. Dies führte im Endeffekt zu stolzen 16.000 gekreuzten Fragen. Themen, die mir nicht so lagen oder die ich nicht detailliert genug gelernt hatte habe ich noch mal nachgelesen und gelernt. Im Großen und Ganzen waren Endspurt und Prometheus aber ausreichend. Alles in allem klingt das nach einem großen Aufwand. Ist es auch. Unterschätzt das nicht.


Ablauf

Falls es an eurer Uni mehrere Säle gibt, in denen das Physikum geschrieben wird gibt es einige Fragen, die ihr euch stellen müsst bevor ihr euch für einen eintragt. Stört es mich wenn ich im größeren Saal bin? Wie komme ich da morgens hin?!

Spart euch lange Anfahrtswege. Es ist auch in großen Sälen so leise, dass ich mich kaum getraut habe von meinem Apfel abzubeißen und auf Zehenspitzen zur Toilette gehuscht bin. Es macht also kaum einen Unterschied, außer psychisch vielleicht ;-).

In die Physikumssäle wird niemand ohne Kontrolle der Physikumseinladung und des Studentenausweises reingelassen, also alles schön parat halten. Danach hat jeder einen fest zugewiesenen Platz im Saal. Schreibutensilien (in durchsichtiger Tüte oder einfach so auf dem Tisch ablegen), Getränke und Essen sind erlaubt. Alles andere muss am Rand abgelegt werden. Ich fand es in dem Saal recht kalt (auch im Sommer) und war froh um den Pullover, den ich dabei hatte. Ebenfalls wichtig: rechtzeitig vor der Prüfung zur Toilette gehen, sonst wartet ihr ewig.

Sobald dann alle sitzen und es 8 Uhr?9Uhr? (ich weiss es leider nicht mehr) ist werden euch die "Regeln" und der genaue Ablauf vorgelesen. Genau derselbe Text wird euch in gleicher Form auch am 2. Tag nochmals präsentiert. Und dann geht es los. Totenstille, volle Konzentration.... auf die Stifte, fertig, los. Die Fragen sind sehr unterschiedlich. Einige sehr einfach, einige in Ordnung und bei einigen werdet ihr euch fragen, wer sowas denn bitte schön wissen soll. Cool bleiben. Ihr schafft das. Ein Punkt Abzug ist nicht schlimm. Einfach auf die nächste Frage konzentrieren.

Die Fragen sind nach Fächern geordnet. Lasst euch also nicht aus der Ruhe bringen, wenn zB ein Tag mit Physik beginnt und ihr die ersten Fragen nur schwer beantworten könnt. Nehmt euch Frage für Frage vor und versucht das Gesamtbild auszublenden. Da ich meinen Zeitmarkierungen deutlich voraus war (siehe unten) habe ich tatsächlich all meinen Mut zusammengenommen und bei jeder Markierung kurz Pause gemacht. Heft zu, Stift beiseite. Augen kurz zu machen, durchatmen, trinken, essen, Toilette. Was auch immer. Danach ist die Energie und Konzentration aber wieder da. Versprochen. 4h Prüfung schreiben schlaucht nämlich ganz schön. Und vergesst nicht die letztendlich angekreuzten Antworten deutlich in eurem Heft zu markieren, damit ihr im Internet eure Ergebnisse eingeben könnt falls ihr das möchtet.


Kleine Tipps von mir: Schreibt euch die Uhrzeiten hin, damit ihr einen groben Plan habt, wo ihr zeitlich steht. Wenn ich mich nicht täusche dauert das Physikum 4 Stunden und ihr habt 180 Fragen pro Tag. Sprich bei Beginn 9 Uhr: Schreibt euch neben Frage 40 10Uhr hin, neben Frage 80 11Uhr und so weiter. Banal, aber wichtig: Essen mitnehmen, dass euch satt hält, Traubenzucker etc für den kleinen Leistungsdurchhänger und vl etwas Obst oder so. Das ist erfrischend, wenn ihr stundenlang dort sitzt und grübelt. Ebenso wichtig ist was zu trinken, wobei man eh dazu neigt wenig zu trinken aus Angst auf Toilette zu müssen. Muss man gelegentlich eh ...Druckdiurese und so ;-). Ich habe jede Frage, die ich mehr oder weniger auf Anhieb beantworten konnte direkt beantwortet und auch sofort auf dem Antwortbogen übertragen. Beim Aufschlagen jeder neuen Seite wurden alle "nicht" mit einem Textmarker angestrichen, um sie ja nicht zu überlesen. Und alle Fragen, bei denen ich keine Ahnung hatte bekamen einen Kringel um die Fragennummer. Denen habe ich mich später gewidmet.


Teil 2: Mündliches Physikum


Vorbereitung

In meinem Fall fiel diese mal wieder sehr sehr knapp aus. Aktiv für die mündliche Prüfung habe ich in den 12 Tagen zwischen schriftlichem und mündlichen Physikum gelernt. Kann man besser machen, ich weiss. Goldwert ist es aber, wenn ihr euch schon während des Semesters in eurer Physikumsgruppe die Protokolle aufteilt und grob (nicht jede einzelne Prüfung lesen!!!!) die Themen aufschreibt. Jeder Professor hat seine eigenen Vorlieben was die Themen anbelangt. Und bitte lasst euch von den Kommentaren der Studenten bezüglich Charakter, Atmosphäre etc nicht beirren. Das macht euch zu nervös. Es ist eine Stresssituation, aber keiner will euch was böses. Gelernt habe ich anhand meiner Zusammenfassungen von Endspurt, meiner Physiologiepraktikumsskripte und den Vorlesungsfolien des jeweiligen Dozenten. In Biochemie fand ich es auch hilfreich mir das Biochemieposter im Einzelnen aufzudröseln und auf A3-Seiten künstlerisch nochmal aufzumalen, nur um diese dann bis zum Erbrechen auf ganz vielen Schmierzetteln immer wieder aufzumalen, bis ich sie konnte. In Anatomie habe ich mir nochmal den guten alten Prometheus geschnappt und durchgewälzt. Hauptsächlich aber nur Bildchen schauen und Beschriftungen lernen. Das Lernen direkt an den Körperspendern fanden wohl viele sehr hilfreich. Ich bin dafür einfach nicht so der Typ. Mir haben 2 Besuche im Präpsaal gereicht.


Kleidungswahl

Eine wichtige Frage ist auch die Kleidungswahl. Kurz gesagt, legere elegant ist völlig in Ordnung. In meiner Gruppe haben sich alle (nur Mädels) für eine Bluse, Blazer und dunkle Jeans entschieden. Die meisten Männer kamen im Anzug. Eine gepflegte Jeans, Hemd, Krawatte und Sakko wären aber wahrscheinlich ebenfalls ausreichend. Wichtig bei der Auswahl ist aber folgendes: Keine tiefen Ausschnitte, saubere Kleidung, gebügelte Kleidung, evt dezentes Make-up. Rote Lippen etc sind in meinen Augen aber absolut fehl am Platz, ebenso wie auffälliger Nagellack und Konsorten. Vergesst nicht euren sauberen, gebügelten Kittel!

Wie auch schon beim schriftlichen Physikum war ich um einen Pullover sehr sehr dankbar, da die Prüfung im Nebenraum des Präpsaals stattfand und es dementsprechend sehr kalt war.


Tag der Prüfung

In meinem Fall war die Prüfung nachmittags. Ich habe also halb ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt, mich zurecht gemacht und einfach versucht die Nerven zu bewahren. Am Prüfungsort angekommen habe ich mich zu den Personen gesetzt, die mir gut tun. Diejenigen, die komplett am Rad drehen habe ich freundlich aber bestimmt umschifft. Dann wurden wir in unserer Gruppe reingebeten. Im Prüfungssaal angekommen habe ich den Prüfer höflich begrüßt, es wurden noch ein zwei Scherzchen gemacht, um die Stimmung aufzulockern und schon ging es mit der Vorprüfung (Physiologie in diesem Fall, da unser Physioprof der "Ranghöchste" war) los. Diese fand ich sehr entspannt. Ich habe kurz durchgeatmet, mir meinen Fragenzettel und Stift geschnappt und habe mein bestes gegeben. Diese Vorprüfung war dann übrigens auch Teil der Hauptprüfung in Physiologie, wobei ich mir vorstellen kann, dass dies natürlich stark vom Prüfer abhängt.

Begonnen hatte ich mit meinem absoluten Angstfach - Biochemie. Im Endeffekt war ich wahnsinnig froh dieses Fach direkt weg zu haben und ich empfand sie im Nachhinein als die Angenehmste, da ich aufgrund dieser Angst recht gut vorbereitet war. Die Prüfer helfen einem aber eigentlich alle auf die Sprünge, solange sie sehen, dass ihr grob einen Plan habt. Sie stellen hilfreiche Fragen, geben euch vielleicht einen kleinen Hinweis oder sonstiges. Gibt es ein Thema, dass ihr wirklich nicht wisst ist auch das kein Beinbruch. Ihr müsst nur im Gesamten überzeugen. Niemand weiss alles. Und wenn ihr nachfragt, wird euch die Frage auch nochmal anders gestellt, falls ihr nicht genau wisst, was der Professor von euch will. Traut euch, die beißen nicht.

Zwischen den Prüfungen habe ich bei den anderen mitgefiebert, habe mich geärgert, wenn sie was nicht wussten, habe mich gefreut dass diese Frage weg ist weil ich sie nicht hätte beantworten können, etc. Ich empfand diese "Pausen" während der Prüfung der anderen aber als entlastend und habe mich in diesen Phasen immer wieder beruhigt. In meinen Prüfungen pochte das Herz dann ganz schön, aber mit etwas Selbstbewusstsein, bestimmten Antworten, einem Scherz am Rande, ist die Atmosphäre eigentlich absolut in Ordnung und aufregend.


Behaltet einfach folgendes im Kopf: Das ist euer Moment zu glänzen. Zeigt was ihr könnt, was ihr wisst, dass euch das ganze interessiert und dann klappt das schon. Notfalls kann man das ja alles wiederholen. Darin liegt auch keine Schande und dann klappt es halt das nächste Mal.


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